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Changeprozesse visualisieren und verstehen

Komplexe Zusammenhänge kann man besser visualisieren als beschreiben .

Management von Change Prozessen

   

   

In komplexen Systemen laufen Change Prozesse regelmäßig in einer spezifischen Abfolge von Phasen ab.

 

In der Abbildung wird das Verhalten während eines Change Prozesses als so genannte Potenziallandschaft dargestellt. Das System wird durch die Kugel symbolisiert, die in einem Gefäß immer wieder den tiefsten Punkt, das bevorzugte Verhaltensmuster, aufsucht. Auslenkungen aus dieser Ruhelage des Systems wird jeweils durch eine Gegenbewegung begegnet. Anhand der Darstellung wird deutlich, dass das System nach einer verstörenden Auslenkung aus dem Gleichgewicht zunächst über das Ziel hinaus eine Pendelbewegung vollzieht und erst nach und nach, bei kleiner werdender Amplitude, zur Ruhe kommt. Veränderungen finden erst dann statt, wenn sich auch die Potentiallandschaft verändert. 

   

Bifurkationen – Phasenübergänge. Attraktoren sind über relativ weite Bereiche der Kontrollparameter stabil. Das heißt, dass sich das Systemverhalten auch bei Änderung der Kontrollparameter qualitativ nicht verändert, solange der Kontrollparameter bestimmte Grenzen nicht über- bzw. unterschreitet. Erst durch das Passieren einer solchen Grenze kippt das Verhalten schlagartig in ein anderes Muster. Ein solches Umschlagen wird Phasenübergang oder Bifurkation genannt. Der Begriff Phasenübergang stammt aus der Physik und beschreibt dort auch den plötzlichen Wechsel von Aggregatszuständen, wie zum Beispiel bei Wasser, wenn es bei Null Grad Celsius plötzlich gefriert. Der aus der Mathematik stammende Begriff der Bifurkation – ihm entspricht in der Synergetik der Aspekt der Symmetriebrechung –betont zudem die kritische Verzweigung in der Geschichte des Systems, die es durchläuft, wenn es einen Bifurkationspunkt überschreitet. Im Bifurkationspunkt ist ein System ein Spielball seiner Umwelt oder seiner systeminternen Mikrofluktuationen. Es „steht auf der Kippe“ und muss eine von mehreren möglichen Verhaltensweisen wählen. Mikroskopische und damit nicht vorhersagbare Fluktuationen bestimmen in einem Bifurkationspunkt über das weitere Schicksal eines Systems.

  

  

(a) Im Attraktor

(b) kritisches Langsamerwerden

(c) Bifurkationspunkt

  

Durch die Veränderung von Kontrollparametern kommt es in der Nähe von Bifurkationspunkten zu einer starken Veränderung des Einzugsgebietes des Attraktors. Sein Bassin (Einzugsgebiet, Tal) wird zunächst flacher (b) und wandelt sich im Bifurkationspunkt zu einer Potenzialspitze (c), die das Systemverhalten in einen von mehreren möglichen neuen Zuständen kippen lässt. Welchen der gleich wahrscheinlichen Zustände das System einnehmen wird, ist vollkommen unbestimmt und von kritischen Fluktuationen, also nicht vorhersehbaren Ereignissen abhängig.

Weitere Informationen finden sich z. B. in:

Strunk, G. (2021) Free Hugs. Komplexität verstehen und nutzen. Wien: Complexity-Research

Strunk G. & Schiepek G. (2006) Systemische Psychologie. Eine Einführung in die komplexen Grundlagen menschlichen Verhaltens. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg.

Strunk, G. & Schiepek, G. (2014) Therapeutisches Chaos. Eine Einführung in die Welt der Chaostheorie und der Komplexitätswissenschaften. Göttingen: Hogrefe

Strunk, G. & Lichtwarck-Aschoff, A. (2019): Therapeutic Chaos. Journal for Person-Oriented Research, 5 (2), 81-100.
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Abbildung: Systemwissenschaftliche Methodologie

Eine systemwissenschaftliche Methodologie verfolgt als gemeinsames Ziel zweier unabhängiger, aber parallel geführter Forschungszugänge die Dynamik empirischer Zeitreihen (bottom-up) und künstlich im Rahmen von Computersimulationen gewonnener Zeitreihendaten (top-down) aufeinander zu beziehen und miteinander zu vergleichen.
(Mehr dazu: Strunk, G. & Schiepek G. (2014) Therapeutisches Chaos)

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