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Planpartitur

Komplexe Zusammenhänge kann man besser visualisieren als beschreiben.

Visualisierung der Dynamik eines Systems

   

   

Partiturdarstellung der ersten 22 min einer 13-h-Einzeltherapie. 
Die Oberpläne des Therapeuten und der Klientin sind zeilenweise notiert.

     

...Die Analyse erfolgt auf der Grundlage von Videoaufzeichnungen: Aus verbalen und nonverbalen Verhaltensweisen werden Planhypothesen erschlossen, deren Vorliegen anhand konkreter Beobachtungen überprüft wird (Induktions-Deduktions-Zyklen). Methodisch gesehen liegt mit der Erstellung einer hierarchischen Plananalyse ein idiographisches Beobachtungs-Kategorien-System vor. 
Beobachtet werden sowohl Klient/-in als auch Therapeut/-in in regelmäßigen Intervallen von 10 s. Dies führt für die untersuchte Therapie zu insgesamt 3.922 Beobachtungszeitpunkten. Wenn man festgestellt hat, welche Operatoren in welchem Zeitintervall auftreten, lässt sich über die Zuordnung von Operatoren zu Plänen eine Sequenz von Planaktivierungen pro Zeiteinheit erstellen. 

Im Sinne der Mehrfachdeterminiertheit menschlichen Verhaltens ist dabei das gleichzeitige (synchrone) Auftreten von Plänen nicht nur möglich, sondern üblich. Dargestellt werden diese synchronen Konstellationen von Plänen und deren Abfolgesequenzen – analog zu Orchesterpartituren – in Form sog. Planpartituren, die zeilenweise die Oberpläne des Therapeuten und der Klientin enthalten. Tritt ein Oberplan auf, so wird dies durch einen Balken gekennzeichnet. Von links nach rechts verläuft die Zeitachse. Nach jeweils 6 Messpunkten erleichtert 1-min-Taktstrich die Orientierung. Die Aktivierung von Plänen kann ebenso als Funktion intrapsychischer Prozesse, z. B. zeitgleich auftretender oder zeitlich vorausgehender Pläne einer Person betrachtet werden, wie auch als Funktion des Beziehungsangebots, d. h. der interaktionellen Pläne von Interaktionspartnern. Soziale Interaktionen sind in diesem Sinne als selbstreferentielle Systeme von Planaktivierungen zu verstehen

Strunk, G. & Schiepek, G. (2002). Dynamische Komplexität in der Therapeut-Klient-Interaktion. Therapieforschung aus dem Geiste der Musik. Psychotherapeut, 47 (5): 291-300.

Hörbar wird die Partitur in:

Strunk, G. (1999). Klangumsetzung einer Sequentiellen Plananalyse. Teil (D) der beiliegenden CD-Rom. In G. Schiepek (Hrsg.), Die Grundlagen der Systemischen Therapie. Theorie, Praxis, Forschung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. .MP3

Abbildung: Therapeutisches Chaos

Synchronisation und Desynchronisation in einer Psychotherapie. Die Ergebnisse einer aufwändigen Einzelfallstudien zur Interaktionsdynamik in Psychotherapien haben einige verblüffende Erkenntnisse gebracht. Die Daten wurden anhand von Videoaufzeichnungen mit einer zeitlichen Auflösung von zehn Sekunden erhoben. Die Abbildung zeigt die zeitliche Veränderung der Korrelation zwischen dem Therapeutenverhalten „Eigenverantwortlichkeit der Klientin fördern“ und der „Problembearbeitung vs. Vermeidung“ der Klientin. Die beiden Achsen zeigen die Korrelationen im Abstand von fünf Minuten. Synchronisation und Desynchronisation wechseln einander beständig ab.
(Mehr dazu: Strunk, G. & Schiepek G. (2014) Therapeutisches Chaos)

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